Erfolgsgeschichte mit Hindernissen

05.03.2019

Seine Lebensgeschichte ist traurig und erfreulich in einem. Was Fazel Said mit 25 Jahren bereits alles erlebt hat, reicht eigentlich schon für ein ganzes Leben. Flucht aus Afghanistan, alleine durch halb Europa bis er schließlich in Eschwege landete.

Hier fasste er allerdings schnell Fuß, übernahm die Initiative, engagierte sich im Sozialen Stadtteiladen auf dem Heuberg. „Ich wollte Menschen kennenlernen in Eschwege und vor allem die deutsche Sprache lernen“, blickt Fazel Said zurück.

Sein Deutsch wurde schnell besser, über neu gewonnene Freunde kam der Kontakt zur Werraland-Beschäftigungsgesellschaft (WeBeG) zu Stande. WeBeG-Geschäftsführer Gerd Hoßbach erinnert sich: „Es hat mich tief beeindruckt, wie gut Fazel schon nach kurzer Zeit deutsch sprach und wie gewillt er war, sich in Eschwege eine Zukunft aufzubauen.“ Die Folge war ein Ausbildungsvertrag zum Koch im Hotel und Panorama-Restaurant Kochsberg, das von der WeBeG betrieben wird.

„Wir, die WeBeG, sind eine Inklusionsfirma auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Menschen mit Schwerbehinderung, aber auch Menschen wie Fazel, zu unterstützen, ihnen eine berufliche Perspektive zu bieten, ist unser Auftrag – und dem kommen wir sehr gerne nach“, so Hoßbach.

Alles gut bis hierhin, sollte man meinen. Leider war dem nicht so. Denn trotz begonnener Ausbildung, erlernter Sprache und eigener, kleiner Wohnung in der Eschweger Altstadt drohte dem damals 23-Jährigen die Abschiebung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Der junge Mann und auch sein Arbeitgeber verstanden die Welt nicht mehr. „Ich konnte nicht zurück, die Taliban hätten mich umgebracht“, sagt Fazel Said. Und Gerd Hoßbach sprach das aus, was alle Werraland-Kollegen dachten: „Das kann nicht wahr sein, besser als Fazel kann sich ein Mensch doch gar nicht integrieren.“

Dank großen Einsatzes vor allem von Waltraud Eisenträger-Tomcuk, die Fazel seit seiner Ankunft in Eschwege begleitete, konnte die Abschiebung verhindert werden.

Am meisten war darüber natürlich der Betroffene selbst erleichtert, aber auch Kollegen und Vorgesetzte der WeBeG waren überglücklich.

„Herr Said ist ein guter Koch geworden und bringt eine hohe Eigenmotivation mit“, sagt Ayman Karime, Bereichsleiter der WeBeG. Nach bestandener Abschlussprüfung folgte jetzt für Fazel Said der nächste große Glücksmoment – die unbefristete Festanstellung als Koch auf Kochsberg. „Mein Ziel war von Anfang an, mir in Eschwege eine Zukunft aufzubauen. Dank der großen Unterstützung im Job durch Herrn Hoßbach, Herrn Karime und meiner Kollegen habe ich das auch geschafft“, so ein glücklicher Fazel Said.

„Fazel ist ein Paradebeispiel für gelungene Integration. Die schafft niemand alleine, sondern das geht nur, wenn mehrere Personen an einem Strang ziehen. Wir freuen uns sehr für ihn, aber auch für uns, denn mit Fazel haben wir einen tollen Kollegen und guten Koch in unserem WeBeG-Team“, so Geschäftsführer Gerd Hoßbach.