Als Torben hinter der Kamera steht, zögert er keine Sekunde. „Heute bin ich Kameramann“, sagt er strahlend. Szenen wie diese prägten das inklusive Medienprojekt „Hörst du mich?“, das Ende März in Kooperation zwischen der Radiocrew des Familiendienstes der Werraland Ambulante Dienste gGmbH (WEADI), dem Rundfunk Meißner (RFM e.V.) und dem Kulturfabrik e.V. medienWERK in Eschwege stattfand.
Fünf Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiteten dort eine Woche lang gemeinsam mit Fachkräften an einem eigenen Videofilm. Von der ersten Idee über Kameraführung und Bildgestaltung bis hin zum Schnitt und zur finalen Umsetzung als Darsteller– jeder Schritt wurde gemeinsam geplant und gestaltet.
„Für uns war klar: Mitmachen ist kein Extra, sondern das Herzstück dieses Projekts“, sagt Jannis Seidemann vom Familiendienst der WEADI, der das Projekt gemeinsam mit seiner Kollegin Cornelia Bierfreund geplant und umgesetzt hat.
Was dabei entstand, ist weit mehr als ein Medienprojekt. Im Mittelpunkt steht der individuelle Blick der Teilnehmenden auf ihre Lebenswelt – ihre Gedanken, Interessen und Perspektiven. „Mich hat besonders beeindruckt, wie offen sich alle eingebracht haben – mit viel Mut, Neugier und kreativen Ideen“, so Cornelia Bierfreund.
Die Woche vom 24. bis 28. März war geprägt von großem Teamgeist. Seidemann und Bierfreund von der WEADI, zwei Fachkräfte vom medienWERK, die Geschäftsführerin des Rundfunk Meißner und eine Schulpraktikantin bildeten das Kernteam – gemeinsam mit den Menschen mit Beeinträchtigungen.
„Was uns alle verbunden hat, war das Ziel, einen Raum zu schaffen, in dem echte Teilhabe stattfindet“, erklärt Seidemann, der zurzeit sein Studium der sozialen Arbeit bei der WEADI gGmbH absolviert.
Ein Hinweis auf den Kreativwettbewerb 2025 „Siehst du mich?“ des evangelischen Fachverbands für Teilhabe (BeB) verlieh dem Projekt zusätzlich Motivation. „Der Wettbewerb hat uns Rückenwind gegeben – plötzlich hatten wir nicht nur ein Ziel, sondern auch die Chance, sichtbar zu werden“, ergänzt Bierfreund.
Ob das Video auch die Jury des Wettbewerbs überzeugt, bleibt offen. Doch unabhängig davon war das Projekt für alle Beteiligten ein voller Erfolg. Möglich wurde es durch ein Netzwerk engagierter Partner und Unterstützer. Ein besonderer Dank gilt einem privaten Spender, der Werkstatt der Werraland Lebenswelten, dem Rundfunk Meißner sowie dem Kulturfabrik e.V. medienWERK.
Hervorzuheben ist auch Stefanie Müller, Geschäftsführerin des Rundfunk Meißner, die seit vielen Jahren mit verschiedenen Projekten zeigt, wie gelebte Inklusion in der Medienarbeit aussehen kann.
Das Team des inklusiven Videoprojekts: (vorne v. re.) Kevin Hupfeld (Mitarbeiter Medienwerk), Lena Ronshausen, Jannis Seidemann (Student B.A. Soziale Arbeit WEADI gGmbH), Stefanie Müller (Geschäftsführerin Radio RFM), Torben Jakob, Gerd Pfaffenbach, Jordis Becker (Mitarbeiterin Medienwerk), Nils Kastenhuber (Mitarbeiter Medienwerk), Cornelia Bierfreund (Mitarbeiterin WEADI gGmbH), Lena Rimbach, Celin Voß (Schulpraktikantin RFM) und Josefine Kuß. Fotos: Privat
Inklusiv gemeinsam: (v.li.) Nils Kastenhuber, Gerd Pfaffenbach, Jannis Seidemann, Lena Rimbach und Jordis Becker.